Eine Branche im Stau
In Deutschland werden jährlich rund eine Million Tonnen Altkleider gesammelt – so viel wie nie zuvor. Durchschnittlich sortiert jeder Haushalt etwa 31 Kilogramm Kleidung, Schuhe und Textilien pro Jahr aus. Was für viele eine Spende mit guter Absicht ist, wird für die Verwertungsfirmen und Hilfsorganisationen zunehmend zum Problem:
- Überangebot: Sortier- und Recyclingbetriebe sind voll, Absatzmärkte im Ausland gesättigt.
- Qualitätsprobleme: Immer mehr Kleidungsstücke sind verschlissen oder minderwertig produziert und kaum noch weiterzuverwenden.
- Kostenfaktor: Statt Einnahmen entstehen Organisationen wie dem Roten Kreuz inzwischen zusätzliche Ausgaben für die Entsorgung.
Selbst Kleiderläden, die gute Stücke vor Ort weitergeben, sind vielerorts an der Kapazitätsgrenze.
Die Schattenseite der Mode
Die Ursache liegt tiefer: Die sogenannte Fast Fashion sorgt dafür, dass Kleidung billig, schnell und in enormen Mengen produziert wird. Ein T-Shirt wird heute im Schnitt nur noch 7–10 Mal getragen, bevor es aussortiert wird. Für die Herstellung eines einzigen Baumwoll-Shirts werden jedoch rund 2.700 Liter Wasser verbraucht – so viel, wie eine Person in zweieinhalb Jahren trinkt.
Auch ökologisch ist der Effekt dramatisch: Synthetische Textilien setzen beim Waschen Mikroplastik frei, das in Flüsse und Meere gelangt. Gleichzeitig wächst der Müllberg – und die Hilfsorganisationen können ihn kaum noch bewältigen.
Was Bürgerinnen und Bürger tun können
Trotz dieser Krise gibt es Handlungsmöglichkeiten, die jeder Einzelne sofort umsetzen kann:
- Nur tragfähige Kleidung spenden: Sauber, unbeschädigt, noch nutzbar.
- Direkt weitergeben: An Freunde, Nachbarn, über Verschenkebörsen oder Kleidertauschbörsen.
- Reparieren und Upcyclen: Knopf annähen, Naht flicken oder aus alter Kleidung etwas Neues machen.
- Bewusster konsumieren: Weniger, dafür hochwertiger kaufen – und Kleidung länger tragen.
- Lokale Projekte unterstützen: Viele Initiativen vor Ort, von der Obdachlosenhilfe bis zu Tierheimen, freuen sich über gezielte Spenden (z. B. Decken, Handtücher).
- Fachgerecht am örtlichen Wertstoffhof entsorgen
Hoffnung auf Lösungen
Das Rote Kreuz und andere Organisationen arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, die Annahme von Altkleidern wieder zu stabilisieren. „Unser Ziel ist es, den Bürgerinnen und Bürgern bald wieder eine verlässliche Möglichkeit zur Abgabe ihrer Kleidung zu bieten“, so der örtliche Verband.
Bis dahin sind die Bürger gefordert, bewusst mit Kleidung umzugehen und nicht alles unbedacht in den Container zu werfen. Denn jede Entscheidung beim Einkauf und bei der Entsorgung trägt dazu bei, ob Kleidung Hilfe bringt – oder zur Belastung wird.
Auch BRK-Kleiderladen in Plattling betroffen
Derzeit stößt auch der BRK-Kleiderladen in Plattling an seine Kapazitätsgrenzen. Wir bitten daher aktuell auf Kleiderspenden zu verzichten. Wir arbeiten an einer Lösung, die Annahme zeitnah wieder zu ermöglichen.